Freitag, 25. Oktober 2013

Pilze Pantherpilze Wulstling Pilzvergiftung und Thoreau




Einerseits ist es der Verlust alten Wissens, andererseits ist dieses Wissen durchsetzt mit gefährlichem Nicht- bzw. Falschwissen:
Pilze im Wald selbst sammeln.
Es gibt gerade bei den Lamellenpilzen derart viele Doppelgänger, dass man auf das Sammeln aller (Das sind die mit den Blättern unterm Hut) komplett verzichten sollte. Da braucht man sich noch nicht mal zu einem der vielen Knollenblätterpilze durchzusuchen. Auf der Strecke selbstgesammelter Pilze gibt es auch vorher schon bombensichere Verwechslungen, die man bestenfalls rauchen, aber nicht sammeln sollte.
Und dann gibt es noch Pilze, die auf jedem Pilzesammlerblog vorkommen als absoluter Geheimtipp: Wiesenschwindlinge zum Beispiel. Hat schon mal jemand Wiesenschwindlinge gesehen?



 Ich schon. Es sind Schwindlinge. Popelige, durchscheinende kleine Dinger. Zu Recht denkt der Leser an "Schwindsucht". Die gabs zur Zeit des Urgroßvaters ungefähr so häufig wie Schwindlinge.
Im Pilzbuch meines Urgroßvaters heißen sie "Dürrbehndl". Stehen lassen. Sie sind hässlich und heißen auch so: "Dürrbeinchen". Die schmecken vielleicht in großen Mengen. Aber such die mal jemand in großen Mengen. Bis dahin ist Weihnachten und der Pilzesammler liegt vergammelt im abgelegenen Totholzflecken des Waldes. Ohne sich vergiftet zu haben. Einfach verhungert.
Dann hat er sich wenigstens die anderen hässlichen - wahrhaftig hässlichen, ekeligen Symptome einer waschechten Pilzvergiftung erspart.

Dann gibt es noch die richtig schönen Pilze: Steinpilze, Rotkappen, Maronen, Butterpilze, Pfifferlinge. Schon besser zu erkennen. Sehen aber auch schön aus, wenn sie da so stehen und nichts tun außer rumstehen.

Lassen wir mal die Gefahren beiseit - ist es im Ernst nötig und sinnvoll, dass im Herbst immer noch ziemlich viele Menschen die Wege verlassen und in die Wälder stürmen? Welch Naturerlebnis ist es? Was ist größer - Nutzen dem Einzelnen oder Schaden irgendeinem System?
Nutzt dem Einzelnen, Nachfahren von Thoreau ausgenommen (der seine Hütte, in der er so ungeheuer cool autark gelebt hat, auch vom ortsansässigen Zimmermann hat bauen lassen) die Ernte der oberirdischen Fruchtknoten der zerbrechlichen Myzels mehr als das Durchstapfen des Waldes bis in hinterste Ecken demselben schadet? Außer, er legt sich zum Verhungern hin und wird wieder Teil eines großen Ganzen (s.o.)

Soll man auf Pilze verzichten? Mitnichten. Kaufen kann man sie. Und wenn sie aus dem Osten Europas kommen, dann kann man sie sogar fast 30 Jahre nach Tschernobyl wenigstens als Nachttischlampe verwenden.

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